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Buchtipps - Belletristik

Stellen Sie sich einmal vor, Sie sitzen bei Ihrem Frühstück, jede Komponente ist perfekt zubereitet und der Tag kann eigentlich losgehen. Doch dann fällt Ihnen ein kleiner Zettel auf dem Boden bei der Haustür auf, auf dem steht: „Sie hatten Gift zum Frühstück“. Genau das passiert dem Autor Lemony Snicket. Und er trifft die einzige Entscheidung, die für einen Mann wie ihn Sinn ergibt: Er besucht die Orte, an denen er die einzelnen Bestandteile seines Frühstücks erworben hat, um so hoffentlich seinen Mord aufzuklären.

Die 1928 geborene Schriftstellerin Jane Gardam dürfte vielen ein Begriff sein. Vielleicht kennen Sie die Trilogie „Ein untadeliger Mann“, „Eine treue Frau“, „letzte Freunde“. Heute geht es um das Buch „Robinsons Tochter“. Das Buch ist bereits 1985 im englischen Original erschienen und wurde nun von Isabel Bogdan übersetzt und ist erst im letzten Jahr als Taschenbuch bei dtv erschienen. Ein wunderbares Stück Literatur und für mich ein großer Fund.

Das Buch spielt in der deutschen Provinz, in Ottersweiler in der Pfalz. Es ist ein heißer Tag und alle strömen ins Freibad. Da ist Kiontke, der Bademeister, der eigentlich schon immer da war und die Leute fragen sich, wie um alles er das Unglück aushalten kann. Renate, die am liebsten Kreuzworträtsel löst und die Eintrittskarten verkauft. Ihren Job in der Bank hat sie verloren, den Kiontke mag sie eigentlich ganz gern, wird sie ihm aber niemals sagen. Josefine, die überlegt, ob sie die Beerdigung ihres Mannes schwänzen darf - die große Liebe war’s schon längst nicht mehr.

Julia war Krankenschwester, bis ein einziger Fehler einer Patientin beinahe das Leben kostet. Ohne Job und Wohnung sieht sie sich nun dazu gezwungen, wieder bei ihren Eltern im Heimatdorf einzuziehen.

Für mich war grade einer der schönsten Tage des Jahres. Die Eröffnung der Freibäder! Wenn ich Vormittags nicht arbeiten muss, fahre ich mit dem Fahrrad zum ASV Botnang und schwimme dort meine Bahnen. Eigentlich ist es am Schönsten, wenn es bedeckt ist oder nieselt, dann hat man das Becken fast für sich. Ab Juni hat das Freibad in Vaihingen Abends länger geöffnet, dann kann ich nach der Arbeit dort schwimmen gehen. Darauf freue ich mich das ganze Jahr.

Punjab 1929, Mehar wird zusammen mit zwei anderen Mädchen an drei Brüder verheiratet. Welcher ihr Mann ist, das weiß sie nicht. Sie ist immer verschleiert, mit Blick Richtung Boden oder, wenn sie sich treffen, dann ausschließlich in einem völlig dunklen Raum - um möglichst schnell einen Jungen zur Welt zu bringen. So der Wunsch ihrer Schwiegermutter, die die Treffen arrangiert und die auch sonst ein strenges Regiment führt. Zwischen den drei Mädchen entsteht eine fragile Freundschaft und Solidarität. Mehar meint dann, ihren vermeintlichen Ehemann erkannt zu haben und verliebt sich in ihn.

Eine Ethnologin hadert mit der Zukunft der Menschheit. Ein Astronom versucht, die Vergangenheit seines Vaters zu verarbeiten. Ein Lehrer und Theologe wird von seinen Schülern erpresst. Und ein Schriftsteller wird von seiner Frau verlassen. Sie alle sind unweigerlich miteinander verbunden, auch wenn sie davon noch nichts wissen. Denn alle vier sind auf dem Weg in dasselbe Dorf im südamerikanischen Regenwald. Schon bald werden sie einander begegnen und die Leben der anderen für immer verändern.

KD Pratz lebt zurückgezogen auf einer Burg am Rhein. Er ist ein hoch gehandelter zeitgenössischer Künstler, der aber mit dem Kunstbetrieb und der Welt nichts mehr zu tun haben möchte und durchaus als schwieriger Charakter bekannt ist. Als allerdings ein Frankfurter Museum ihm einen eigenen Museumsbau ausschließlich für seine Werke in Aussicht stellt, findet er durchaus Gefallen daran und lädt die Mitglieder des Fördervereins zu sich auf die Burg ein, um diese von sich zu überzeugen und letzte Details zu besprechen.

Kammertheater ist es, was Martin Mosebach uns hier bietet. Wie jedes Jahr verbringt Ruprecht Dalandts Familie den Sommer in dem familieneigenen, luxuriösen Ferienhaus in der Provence. Das Ehepaar Dalandt, die Stieftochter mit neuem Freund und das verzogenen Enkelkind. Das Geheimnis dieser Ehe, von mir zunächst bewundert, scheint die Toleranz der Ehepartner miteinander zu sein. Jeder lässt den Anderen sein wie er ist, man akzeptiert und toleriert das Leben und die Entscheidungen des Anderen, mischt sich nicht ständig ein, kommentiert nicht, erzieht nicht... Soweit, so gut.

Ellis lebt in Oxford und ist inzwischen ein Mann Mitte 40, der kaum noch Kontakt zu anderen pflegt. Er arbeitet wie alle in der Lackiererei am Ort, er ist ein “Tin Man”. Keiner versteht es wie er, Dellen auszubeulen, fast wie ein Bildhauer mit unglaublichem Gefühl bearbeitet er die Autos. Sein Wunsch war es früher, Maler zu werden, aber nach dem Tod seiner Mutter hat ihm sein Vater diesen Wunsch ausgeredet - in Oxford in den 70ern war so was völlig undenkbar. Nur langsam gelingt es seinen Nachbarn, ihn aus seiner Einsamkeit zu holen.